Boccaccio
Operette von Franz von SuppèRegie: Leo Ploner
Dirigent: Davide Lorenzato
Zum Werk
Heuer steht zum ersten Mal eine Operette von Franz v. Suppè auf dem Programm der "Südtiroler Operettenspiele"; und mit "Boccaccio" ist es natürlich sein bekanntestes Meisterwerk.Suppè zählt, wie der um wenige Jahre jüngere Johann Strauß, zu den Begründern der klassischen Wiener Operette und ist stark von Jacques Offenbach beeinflusst worden. So verwendet er in seinen Operetten anstatt der großen Arie (siehe "Fledermaus") noch lieber das Couplet, auch weil dieses sängerisch nicht so anspruchsvoll ist und vor allem dem Possencharakter seiner Operette entgegenkommt. Viele seiner Rollen sind eigentlich für Schauspieler mit halbwegs sängerischen Fähigkeiten geschrieben und gedacht. Andererseits steht gerade Suppè der Oper viel näher als andere Zeitgenossen. Dies mag daran liegen, dass er viele Jahre in Italien lebte und ein großer Verehrer von Rossini, Bellini, Donizetti und auch dem jungen Verdi war. Und so war es für Suppè naheliegend, seinen "Boccaccio" mit viel solcher Italianità auszustatten. Gerade diese Kombination aus südländischer Melodik und Wiener Eleganz macht den besonderen Reiz dieser Partitur aus und sicherte dem Komponisten einen Welterfolg, welcher den meisten anderen Operetten von Suppè leider versagt bliebt. Weiterhin sehr beliebt und in allen Konzertsälen der Welt zu hören sind allerdings die vielen Ouvertüren zu seinen weiteren Operetten wie "Dichter und Bauer", "Leichte Kavallerie" oder "Pique Dame". Auch ihn diesen Paradestücken für Orchester zeigt sich immer wieder die kompositorische Genialität und seine Instrumentierungskunst.
Die etwas turbulente Handlung von "Boccaccio" bedarf einer dramaturgischen Straffung, hat aber viel witziges Potential; die außerordentliche Schönheit der Melodien und das musikalische Temperament, mit welchen Suppé seine Figuren ausstattet, werden das Publikum sicherlich bezaubern, wenn sich am Freitag, 17. November 2023 im Walterhaus Bozen der Vorhang zu den 14. Südt. Operettenspiele hebt. Bis zum 30. Dezember folgen weitere Aufführungen.